Liebe HörerInnen,
am 30.Juli 2020 haben wir auf dem Ebertplatz in Köln eine Ausgabe unseres Gesprächsformats dublab Dialog zum Thema “Struktureller Rassismus” veranstaltet. Dabei wurden von unserer Seite Fehler gemacht, auf die wir im Folgenden eingehen und für die wir uns bei euch entschuldigen möchten. Insbesondere richtet sich unsere Entschuldigung an alle MitgliederInnen der BIPOC (Black, Indigenous and People of Color) Community, die das Gespräch live auf dem Ebertplatz mitverfolgt oder online zugehört haben, und durch die unreflektierte Art des Moderators verletzt wurden.
Sowohl bei der Planung als auch bei der Durchführung haben wir den großen Fehler begangen, die Veranstaltung nicht mit dem nötigen Bewusstsein für die Sensibilität des Themas zu behandeln. Wir waren uns der Verantwortung, die eine thematische Auseinandersetzung mit Rassismus mit sich bringt, nicht in ausreichendem und nötigen Maße bewusst. Dies äußerte sich unter anderem darin, dass die Talkrunde nicht angemessen moderiert wurde, und das auf der Bühne stattfindende Gespräch im Verlauf inhaltlich auf mehreren Ebenen problematisch, frustrierend und verletzend für die BIPOC Community und die eingeladenen GesprächspartnerInnen wurde.
Dublab DE als Organisation im Allgemeinen, und unser Moderator Joscha Creutzfeldt im Speziellen wurden ihrer selbst angestrebten Funktion als Allies nicht gerecht; der Moderator war überfordert und nicht in der Lage, das Gespräch professionell und mit dem nötigen Feingefühl zu führen. Dafür möchten wir uns von ganzem Herzen und in aller Form bei den GesprächspartnerInnen und Mitgliedern der BIPOC Community, die auf dem Platz anwesend waren oder online zugehört haben, entschuldigen.
dublab DE ist dem Thema nicht mit dem nötigen Respekt begegnet, und dadurch seiner Verantwortung als öffentlicher Sender gegenüber seiner Hörerschaft und der allgemeinen Öffentlichkeit nicht gerecht geworden. Guter Wille alleine ist an dieser Stelle nicht genug, es bedarf fundierten Wissens und eines verantwortungsvollen Umgangs mit Symptomen, Wurzeln und geschichtlichen Kontinuitäten von Rassismus. Das Gespräch hat verdeutlicht, dass es sowohl auf persönlicher als auch auf struktureller Ebene einer vertieften Auseinandersetzung mit unserer kolonialen Geschichte, und des daraus erwachsenden, rassistischen Denkens und Handelns bedarf. Bestimmte Aussagen und Fragen des Moderators verdeutlichen sehr direkt das in Deutschland und weltweit vorherrschende Problem persönlicher Unachtsamkeit, gesellschaftlicher Verdrängung und fehlenden Bewusstseins für das kollektive und persönliche Leid von Menschen, die täglich durch Rassismus leiden.
Die Veranstaltung hat bei uns einen wichtigen Lernprozess in Gang gesetzt, und wir werden ab jetzt stetig und unabdingbar darauf achten, unsere eigenen Verhaltensmuster auf Privilegien und rassistische Stereotypen zu hinterfragen, um diese verletzenden Fehler nicht zu wiederholen. Nur durch ständige Arbeit an uns selbst und unserem Umfeld wird es möglich sein, die in der Gesellschaft tief verankerten, rassistischen Denk- und Sprachmuster aufzubrechen, Rassismus und Diskriminierung zu “entlernen”, und zu einer Gesellschaft heranzuwachsen in der Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Religion, Sprache, sexuelle Identität oder Kulturkreis nicht mehr als Instrumente der Unterdrückung missbraucht werden.
Wir wünschen uns, dass unsere HörerInnen diesen Lernprozess ebenfalls erleben, beginnen und/oder weiterführen. Daher sehen wir die Aufnahme der Talkrunde trotz der problematischen und verletzenden Inhalte als nützlich an, und haben uns für eine Archivierung entschieden. Wir bitten alle Interessierten, die archivierte Sendung in diesem Bewusstsein anzuhören. Gleichzeitig wollen wir die Gelegenheit nutzen, euch auf die eigene Auseindersetzung mit strukturellen Rassismus hinzuweisen. Unter diesem Statement haben wir für euch eine Liste von Links zusammengestellt, die wir als unbedingt lesenswert erachten, und die den Einstieg in die Materie erleichtern und als möglicher Ausgangspunkt hilfreich sein können.
Schlussendlich möchten wir uns bei allen Menschen bedanken, die uns durch persönliche Ansprache, via Email oder per Kommentar in den sozialen Medien auf unsere Fehler am letzten Donnerstag hingewiesen haben. Wir haben diese Kritik angenommen und einige Tage über das Gesagte und Geschehene sowie euer Feedback reflektiert, erst jetzt fühlen wir uns sicher genug, eine ehrliche Entschuldigung und Aufarbeitung des Geschehenen aufzuschreiben und mit euch zu teilen. Wie immer sind wir für Kritik von euch offen, meldet euch per Kommentar oder via Email an info@dublab.de bei uns, wir freuen uns auf Austausch.
Sincerely
Team dublab DE